Ärzteschaft: Alkohol

Alkohol und Medikamente

Eine zunehmende Anzahl von Studien zeigt, dass Erkrankungen, die im höheren Alter häufig verbreitet sind (wie z. B. Diabetes, Bluthochdruck, gastrointestinale Erkrankungen, Schlaflosigkeit, Demenz und Depression) durch hohen Alkoholkonsum negativ beeinflusst werden (Moore et al. 2005; Holahan et al. 2010; Barnes et al. 2010; Sacco et al. 2009; Platt et al. 2010, Brennan et al. 2011). Erschwerend kommt hinzu, dass sich nicht nur die Erkrankungen und der Alkohol wechselseitig hinsichtlich ihrer Symptomatik beeinflussen, sondern dass es auch durch Medikamente, die zur Linderung der Symptome der somatischen Erkrankungen eingenommen werden, zu Wechselwirkungen mit Alkohol kommen kann. Das führt dazu, dass bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten und Alkohol die Gefahr gross ist, dass Alkohol die Wirkung der Medikamente verändert oder gefährliche Interaktionen auslöst (Moore et al. 2007).

Weitere negative Gesundheitsfolgen durch diese wechselseitigen negativen Beeinflussungen von Alkohol und Medikamenten beim alternden Menschen mit zusätzlichen somatischen Erkrankungen oder auch nur altersbedingten Einschränkungen sind neuropsychiatrische Komplikationen, Verwirrtheitszustände, Stürze, Frakturen, Inkontinenz, Mangelernährung sowie erhöhte Suizidalität.

Eine überaus wichtige präventive Intervention zur Verhinderung derartiger negativer Kreisläufe ist die genaue ärztliche Aufklärung der Patientinnen und Patienten über die potentiellen Wechselwirkungen von Alkohol mit Medikamenten (Pringle et al. 2005).

Medikation im Alter

Die im Alter gehäuft auftretenden Beschwerden und Erkrankungen bedingen bei älteren Personen teilweise eine vielfältige und komplizierte Medikation. Diese ist in Bezug auf Interaktionen zunehmend schwieriger zu überblicken, insbesondere auch bei Personen in substitutionsgestützter Behandlung. Hier empfiehlt sich die Zuhilfenahme einer webbasierten Interaktionssoftware, z. B. www.mediq.ch (deutsch) oder www.epocrates.com (englisch), auch das Arzneimittelkompendium bietet einen Interaktionscheck an (siehe Dokumente und Links weiter unten). Mögliche Wechselwirkungen wie auch etwaige altersbedingte Veränderungen der Verstoffwechselung von Medikamenten müssen berücksichtigt werden.

Veränderte pharmakologische Bedingungen wie verminderte renale und hepatische Elimination (verminderter First-Pass-Effekt) und das durch den niedrigeren Wassergehalt des Körpers im Vergleich zu Jüngeren reduzierte Verteilungsvolumen führen bei älteren Personen zu einer stärkeren und längeren Wirkung von einer Reihe von psychoaktiven Medikamenten (u. a. auch von Methadon), aber auch von Alkohol und wahrscheinlich auch von anderen psychotropen Substanzen wie Nikotin (Hälg/Dürsteler-MacFarland 2013).

Quellen

  • Barnes A, Moore A, Xu H, Ang A, Tallen L, Mirkin M, Ettner S. Prevalence and correlates of at-risk drinking among older adults: the project SHARE study. Journal of general internal medicine 2010; 25(8): 840-6.
  • Brennan P, Schutte K, Soohoo S, Moos R. Painful Medical Conditions and Alcohol Use: A Prospective Study among Older Adults. Pain medicine 2011; 12(7): 1049-59.
  • Hälg R, Dürsteler-MacFarland K. Substitution im Alter. SuchtMagazin 2003; 39: 30-34.
  • Holahan C, Schutte K, Brennan P, Holahan C, Moos B, Moos R. Late-life alcohol consumption and 20-year mortality. Alcoholism, clinical and experimental research 2010; 34(11) 1961-71.
  • Moore A, Gould R, Reuben D, Greendale G, Carter Kallin M, Zhou K, Karlamangla A. Longitudinal Patterns and Predictors of Alcohol Consumption in the United States. Am J Public Health 2005; 95(3): 458-464.
  • Moore A, Whiteman E, Ward K. Risks of combined alcohol/medication use in older adults. American Journal of Geriatric Pharmacotherapy 2007; 51(1): 67-74.
  • Platt A, Sloan F, Costanzo P. Alcohol-consumption trajectories and associated characteristics among adults older than age 50. Journal of studies on alcohol and drugs 2010; 71(2): 169-79.
  • Pringle K, Ahern F, Heller D, Gold C, Brown T. Potential for alcohol and prescription drug interactions in older people. J Am Geriatr Soc 2005; 53(11): 1930-6.
  • Sacco P, Bucholz K, Spitznagel E. Alcohol use among older adults in the National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions: a latent class analysis. J Stud Alcohol Drugs 2009; 70(6): 829–838.

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