Ärzteschaft: Medikamente
Screening
Screening ist «die vermutete Identifizierung einer unerkannten Erkrankung oder Störung durch die Anwendung von Tests, Untersuchungen oder anderen Prozeduren, die schnell durchgeführt werden können». Screening-Tests unterscheiden Personen, die wahrscheinlich eine Erkrankung haben, von Personen, die wahrscheinlich keine haben. Ein Screening-Test ist nicht dazu bestimmt, diagnostisch zu sein. Personen mit positiven oder auffälligen Befunden müssen an einen Arzt zur Diagnose und notwendigen Behandlung weiterverwiesen werden» (Commission on Chronic Illness 1957, zit. in Rumpf 1999, 15).
Der Einsatz von Screening-Instrumenten dient der (Früh-)Erkennung und der Identifizierung eines möglichen schädlichen oder missbräuchlichen Medikamentengebrauchs oder einer Abhängigkeit. Die Resultate erlauben keine Diagnose, diese muss nach weiteren Abklärungen von einem Facharzt gestellt werden (vgl. Diagnostik).
Das Screening dient als Grundlage für die Früherkennung und Frühintervention, für eine Kurzintervention, für weitere Abklärungen und/oder für die Zuweisung an eine weitergehende Behandlung und Beratung. Im Folgen werden Screeninginstrumente beschrieben, welche (u. a.) bei der Zielgruppe der älteren Menschen eingesetzt werden und sich in der Praxis bewährt haben.
Dieser Test kann Hinweise geben auf einen problematischen Konsum. Er ist so formuliert, dass er das Thema «Abhängigkeit» und «Missbrauch» weitgehend vermeidet und statt dessen auf «unerwünschte Nebenwirkungen» fokussiert. Die Akzeptanz kann dadurch deutlich gesteigert werden, da das Thema Nebenwirkungen kaum stigmatisiert ist, im Gegensatz zu den gebräuchlichen Begriffen aus der Missbrauchs- und Abhängigkeitsthematik. Download Lippstädter Benzo-Check (LBC)
Dieser Test ist vor allem nützlich für die klinische Arbeit und Forschung; er erlaubt die Früherkennung von BZD-Abhängigkeit in klinischen Populationen im Psychiatriebereich. Ein Cut-off von 23 gilt als verlässlichster Wert hinsichtlich der Sensibilität. Download Manual BDEPQ
Valider und praxistauglicher, kurzer Selbst-Bericht-Fragebogen, um eine BZD-Abhängigkeit unter Patientinnen und Patienten mit BZD-Konsum zu identifizieren. Cut-off ab 7 gilt als adäquater Schwellwert für problematischen BZD-Gebrauch. Download SDS
Die folgenden Fragen können bei der Abklärung einer Medikamentenabhängigkeit hilfreich sein. Eine positive Beantwortung der Fragen (1) bis (3) muss als Hinweis auf das Vorliegen einer Niedrigdosisabhängigkeit gewertet werden. Werden zusätzlich auch Fragen aus dem Komplex (a) bis (d) positiv beantwortet, besteht ein Verdacht auf eine Hochdosisabhängigkeit.
- (1) Nehmen Sie Medikamente kontinuierlich ein, um Unruhe, Schlaflosigkeit, Angstzustände oder auch Schmerzen zu lindern?
- (2) Haben Sie das Gefühl, diese Medikamente ständig in Ihrer Griffnähe haben zu müssen?
- (3) Haben Sie schon einmal die Erfahrung gemacht, dass unangenehme Begleiterscheinungen aufgetreten sind, wenn Sie diese Medikamente weggelassen haben?
- (a) Haben Sie die Einnahmemenge dieses Medikamentes schon einmal gesteigert, um noch die beabsichtigte Wirkung erzielen zu können?
- (b) Ist Ihnen bei der Einnahme des Medikaments schon einmal aufgefallen, dass Ihnen nicht mehr bewusst war, wie viele Sie hiervon an dem Tag bereits konsumiert hatten?
- (c) Ist Ihnen schon einmal von anderen Personen in Ihrer Umgebung vorgeworfen worden, Ihrer Arbeit oder Ihren Beziehungen zu Freunden oder Verwandten nicht mehr richtig nachzukommen?
- (d) Nehmen Sie das Medikament weiter ein, obwohl Sie eigentlich wissen, dass die Einnahme für Sie schädliche Folgen hat?
Quellen
- Bundesärztekammer (Hrsg.), Medikamente – schädlicher Gebrauch udn Abhängigkeit. Leitfaden für die ärztliche Praxis. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag GmbH; 2007.
- De las Cuevas, Sanz EJ, de la Fuente JA, Padilla J, Berenguer JC. The Severity of Dependence Scale (SDS) as screening test für benzodiazepine dependence: SDS validation study. 2000. 95(2): 245-50.
- Minaya O, Fresán A, Cortes-Lopez JL, Nanni R, Ugalde O. The Benzodiazepine Dependence Questionnaire (BDEPQ): validity and reliability in Mexican psychiatric patients. Addict Behav. 2011 Aug; 36(8): 874-7.