Generell sind die psychischen Komorbiditäten bei Menschen in einer Opioid-Agonisten-Therapie (OAT) höher als im gesellschaftlichen Durchschnitt. Bis weit über 50 % der Menschen mit einer Opioidabhängigkeit weisen komorbide psychische Störungen auf. Dabei können diese sowohl Begleit- als auch Folgeerscheinungen der Opioidabhängigkeit sein (Scherbaum/Specka 2014).

Psychiatrische Erkrankungen bei Menschen mit einer Opioidabhängigkeit verschwinden nicht einfach. Oftmals manifestieren sich diese im höheren Lebensalter. Gleichzeitig ist es natürlich auch möglich, dass psychische Erkrankungen erst im höheren Lebensalter auftreten, z. B. ausgelöst durch körperliche Beschwerden, soziale Ausgrenzung, Stigmatisierung oder Vereinsamung. Aufgrund der Umstände ist es ratsam, auch Suizidprävention in die Therapie einfliessen zu lassen (Dürsteler-MacFarland/Schmid/Vogel 2009; Smith/Rosen 2009).

Besonders häufig bei Menschen in einer OAT sind affektive Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Angststörungen sowie posttraumatische Belastungsstörungen (Scherbaum/Specka 2014). Ältere Frauen scheinen psychisch belasteter zu sein und häufiger unter affektiven Erkrankungen zu leiden als Männer (Grella/Lovinger 2012; Oviedo-Joekes et al. 2011).

Psychische Krankheiten können – wenn sie unbehandelt bleiben – negative Auswirkungen auf die Abhängigkeitserkrankungen haben. Schlimmstenfalls kann es zu einem Behandlungsabbruch kommen (Oviedo-Joekes et al. 2011; Rosen/Smith/Reynolds 2008). Es ist deshalb zentral, diese in der Behandlung zu berücksichtigen.