Versorgung

Das Setting einer Opioid-Agonisten-Therapie (OAT) verändert sich im Laufe des Lebens. Nebst Hausarztpraxen (in der Schweiz werden ungefähr 60 % der Behandlungen mit Opioid-Agonisten durch Hausärzte und Hausärztinnen durchgeführt) und Apotheken, können auch spezielle Zentren oder Kliniken für die Abgabe des Opioid-Agonisten zuständig sein (BAG 2013; BAG 2021). Während jüngere Patientinnen und Patienten selbständig in Abgabestellen ihren Opioid-Agonisten beziehen können, können später beispielsweise die Spitex (z. B. bei immobilen Personen) oder Fahrdienste eine zentrale Rolle spielen. Dabei gilt es, die Autonomie der Klientel so lange wie möglich aufrechtzuerhalten und dabei eine sichere Einnahme des Opioid-Agonisten (und anderen Medikamenten) zu gewährleisten (siehe Behandlung).

Das Kontinuum der Settings verläuft dabei von selbständigem Beziehen in Abgabestellen, über Abgabe durch Apotheken, Spitex oder Hausarztpraxen, bis zur Platzierung in einem Pflegeheim oder einer Wohngruppe. Natürlich herrschen auch hier kantonale Unterschiede. So ist besonderen Wert auf die Schnittstellen zu legen, um Versorgungslücken zu erkennen oder vorzubeugen.

Adäquate Wohnformen

Wenn das Leben von Menschen in einer OAT zuhause (trotz Unterstützung) nicht mehr möglich ist, wird eine betreute Wohnform nötig; z. B. in Alters- oder Pflegeinstitutionen oder in Wohngruppen für ältere Menschen mit einer Abhängigkeit (Hälg/Dürsteler 2013). Wohngruppen werden meist bevorzugt, da sie mehr Autonomie versprechen, aber auch, weil ältere Menschen in einer OAT per Definition «alt» sind, jedoch viel jünger als der Durchschnitt in Alters- und Pflegeeinrichtungen. Dies führt dazu, dass sich viele Menschen mit einer Opioidabhängigkeit in solchen Institutionen weniger wohl fühlen (Hälg/Dürsteler 2013). Oftmals sind auch die Institutionen nicht bereit bzw. darauf eingestellt, Menschen in einer OAT aufzunehmen und zu behandeln. In der nahen Zukunft werden sich Alters- und Pflegeheime jedoch vermehrt auf OAT-Patientinnen und Patienten einstellen müssen. Generell herrscht Uneinigkeit darüber, ob ältere Menschen in einer OAT in bestehende Alterseinrichtungen integriert oder spezialisierte Institutionen für diese geschaffen werden sollen (Goldberg/Grabowski 2003; Hälg/Dürsteler 2013; Köck et al. 2021).

Grundsätzlich gibt es folgende Nachfolgelösungen für ältere Menschen in einer OAT, wenn das Leben zuhause nicht mehr möglich ist – siehe auch Good Practice (unter Download & Links) (Dürsteler-MacFarland/Schmid/Vogel 2009):

  • Spezialisierte Altersinstitutionen für alternde Menschen mit Abhängigkeit
    («lohnt» sich das? / führt nicht unbedingt zu Entstigmatisierung dieser Gruppe; bei gleichbleibender Inzidenz könnte Zahl von älteren OAT-Patientinnen und Patienten in den nächsten 10 bis 20 Jahren wieder abnehmen)
  • Spezialisierte Wohngruppen
    (Problem: lange Wartezeiten)
  • Dezentrale Unterbringung in herkömmlichen Pflegeheimen
    (möglicherweise vielversprechender. Dafür notwendig: Abbau von Vorurteilen beim Pflegepersonal und Bewohner und Bewohnerinnen des Heimes und Schulung von Personal für OAT; Sicherstellung einer adäquaten opioidgestützten Versorgung)

Klar ist: Es muss in spezifische Weiterbildungen und Schulungen im Umgang mit jener Klientel innerhalb von Altersinstitutionen investiert werden. Auch ist Flexibilität in der Versorgung seitens der Behandlungsanbietenden und der Patientinnen und Patienten gefordert. Hilfreich könnte eine «synergetische Bündelung von Ressourcen» sein (Köck et al. 2021: 613). Fachzentren (anstelle von auf OAT spezialisierte Institutionen wie in der Schweiz üblich) könnten ein interdisziplinäres Angebot anstreben, das unter anderem Psychiatrie, Pflege, Suchtmedizin, aber auch Palliativmedizin vereint (Köck et al. 2021).

Quellen

  • Bundesamt für Gesundheit. Substitutionsgestützte Behandlungen bei Opioidabhängigkeit (Empfehlungen Revision 2013). Bern: BAG; 2013.
  • Bundesamt für Gesundheit. Webseite. Substitutionsgestützte Behandlungen bei Opioidabhängigkeit. https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/sucht-und-gesundheit/suchtberatung-therapie/substitutionsgestuetzte-behandlung.html, Zugriff 30.05.2022.
  • Dürsteler-MacFarland KM, Schmid O, Vogel M. Ältere OpiatkonsumentInnen in Substitutionsbehandlungen. Verhaltenstherapie & psychosoziale Praxis 2009; 41(3): 569-578.
  • Goldberg RJ, Grabowski R. Methadone maintenance: its future in skilled nursing facilities. Journal of the American Medical Directors Association 2003; 4(2): 98-100.
  • Hälg R, Dürsteler-MacFarland KM. Substitution im Alter. SuchtMagazin 2013; 39(1): 30-34.
  • Köck P, Schmalz AM, Walter M, Strasser J, Dürsteler KM, Vogel M. Herausforderungen der Opioid-Agonistentherapie aus der Perspektive der Mitarbeitenden in Behandlungszentren: Ergebnisse einer Online-Umfrage. Nervenheilkunde 2021; 40(8): 609-614.

Informationen für Ärzteschaft

Rat und Hilfe

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