Die Früherkennung hat das frühzeitige Wahrnehmen von Auffälligkeiten und problematischen Verhaltensweisen sowie deren erste Deutung zum Ziel und Inhalt. Damit diesem Anspruch in der Realität entsprochen werden kann, benötigen die betreuenden und begleitenden Fachpersonen sowohl die erforderliche Sensibilität als auch die notwendigen Kenntnisse.

• Früherkennung setzt voraus, dass die Beteiligten eine gemeinsame Haltung definieren und sich im Rahmen des Settings absprechen, wie Informationen gesammelt, ausgetauscht, verknüpft und verarbeitet werden.
• Für die beziehungsorientierten Aspekte von Früherkennung sind wohlwollendes Interesse, Aufmerksamkeit für Anzeichen und Indikatoren aufkommender Probleme sowie Gehör für die Bedürfnisse der Betroffenen zentrale Merkmale. Früherkennung soll von den Schlüsselpersonen des Settings getragen werden und alle Bezugspersonen, Fachleute sowie Akteure im direkten Kontakt mit den betroffenen Personen einbeziehen.
• Besonders wichtig ist es, die Früherkennung von der Früherkennung im medizinischen Verständnis, wie Frühdiagnostik und Screening, zu unterscheiden. Die Früherkennung ist ein systemischer Ansatz, der sich auf abgestimmte, abgewogene und kontextbezogene Beobachtungen stützt.

Das Wissen über Symptome und Auffälligkeiten sowie Handlungskompetenzen für ein systematisches und professionelles Erfassen stellen die Grundlage dafür dar, unterstützende Massnahmen zu einem frühen Zeitpunkt einzuleiten. Die Früherkennung ist somit Voraussetzung für die Situationseinschätzung und die Frühintervention. Zugleich ist festzuhalten: Die Früherkennung macht nur dann Sinn, wenn bei Bedarf gehandelt werden kann und auch wird, also eine Frühintervention erfolgt.