Nahestehende: Verhaltenssüchte

Sich selbst nicht vergessen

Für das eigene Wohlbefinden sorgen

Nahestehende sind oft stark mitbetroffen, wenn eine Person eine problematische Verhaltensweise oder eine Verhaltenssucht entwickelt. Besonders wenn sie mit der betroffenen Person eng verbunden sind. Dass man sich Sorgen macht, ist verständlich. Das Engagement kann jedoch so weit gehen, dass man sich selbst vergisst. Nahestehende setzen sich manchmal so sehr ein, dass sie Gefahr laufen, sich zu überfordern. Damit riskieren sie Erschöpfungszustände, Schlafprobleme, Depressionen oder Angstzustände oder können sogar selber krank zu werden. Zu lernen, auch für das eigene Wohlbefinden Sorge zu tragen und die Verantwortung für das eigene Verhalten bei der betroffenen Person zu lassen, ist sowohl für Sie selbst wie auch für die betroffene Person wichtig. Die Verantwortung für das Verhalten der anderen Person liegt nicht bei Ihnen. Geben Sie diese Verantwortung der anderen Person zurück. Das ist zwar nicht einfach, aber wichtig für Ihre eigene Gesundheit und für eine mögliche Heilung der betroffenen Person.

Stärken Sie Ihre Gesundheit, Ihre Interessen, Ihren Freundeskreis, Ihren Beruf!
Suchen Sie sich Hilfe für sich selbst!

Die Verstrickung überwinden

Ein erster und bedeutsamer Schritt liegt darin, die eigene Verstrickung mit dem Problem der betroffenen Person zu erkennen und sich daraus zu lösen. Helfen beginnt damit, sich bewusst zu werden, wie stark das problematische Verhalten oder die Verhaltenssucht das eigene Denken und Tun, das eigene Wohlbefinden und die eigenen sozialen Beziehungen beeinflusst. Auch wenn der Impuls oft da ist: Es hilft nichts, die betroffene Person kontrollieren zu wollen. Versuchen Sie vielmehr, der betroffenen Person Ihre eigenen Bedürfnisse mitzuteilen und mit ihr gemeinsame Abmachungen zu treffen bezüglich Ihrer beider Wünsche.

Grenzen ziehen

Setzen Sie Grenzen! Niemand muss tolerieren, wenn ein bestimmtes Verhalten (wie Gamen, Kaufen, Geldspiele, Soziale Medien oder Pornografie) eine so hohe Priorität bekommt, dass die Beziehung keinen Raum mehr hat oder allenfalls die eigene finanzielle Situation gefährdet.

Indem Sie auf die Situation reagieren und Ihre eigenen Bedürfnissen mitteilen, setzen Sie oft auch bei der betroffenen Person etwas in Bewegung. Doch auch sein eigenes Verhalten zu ändern, ist oft nicht so einfach, wie es klingt. Es ist ein Weg, auf dem Hilfe und Unterstützung von Fachpersonen oder Selbsthilfegruppen sinnvoll sein kann.

Die eigene Isolation überwinden

Häufig empfinden Nahestehende Scham und wagen es nicht, offen mit anderen Menschen über die Situation zu sprechen, die sie erleben. Letztlich hilft Schweigen aber nicht; auch Nahestehende haben ein Recht darauf, sich entlasten zu können. Gespräche mit Vertrauenspersonen können sehr entlastend sein. Beratungsstellen für Abhängigkeitsprobleme sind immer auch für Nahestehende da. Die Beratung ist vertraulich und in der Regel auch für Nahestehende kostenlos.

Zögern Sie nicht, Unterstützung beizuziehen!

Das können Sie ferner für einen erfüllten Ruhestand und emotionales Wohlbefinden tun:

Viele Menschen bemerken nach der Pensionierung, dass sich ihre sozialen Kontakte im Wesentlichen auf das Arbeitsleben beschränkt haben, und dass diese nun im Sand verlaufen. Kümmern Sie sich aktiv um die Kontakte zu Ihrer Familie, Verwandten, Freundinnen und Freunden oder zu Ihrer Nachbarschaft, auch wenn Sie beruflich noch stark eingespannt sind. Es ist erwiesen, dass gute soziale Beziehungen gesund halten.

Mit dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben gibt Ihnen niemand mehr den Takt und Inhalt Ihres Tagesablaufs vor. Für die einen bedeutet das Freiheit, andere empfinden dies eher als Verlust von Orientierung und Sicherheit. Schaffen Sie sich in jedem Fall eine neue Tagesstruktur und planen Sie jeden Tag etwas ein, das Ihnen Freude bereitet.

Der einfachste Weg, sich täglich eine Freude zu machen, ist ein Hobby auszuüben. Widmen Sie sich Ihren alten oder neu entdeckten Interessen und Leidenschaften, für die Sie vorher vielleicht nicht die Zeit gefunden haben.

Ob begehrter Schreiner, versierte Verkäuferin, geschätzte Finanzfachfrau oder beliebter Lehrer, für viele Menschen war und ist ihr Beruf ein wichtiger Teil ihres Selbstverständnisses und Quelle für Respekt, Wertschätzung und Ansehen. Auf Ihre beruflichen Leistungen dürfen Sie auch nach der Pensionierung stolz sein. Sie können sich zudem ein neues Betätigungsfeld eröffnen und Ihre Fähigkeiten weiterhin der Allgemeinheit zugutekommen lassen. Zum Beispiel mit einem (Ehren)Amt oder Engagement in Ihrer Gemeinde, in einem Verein, im Quartier oder in Ihrer Nachbarschaft. Dies gilt umso mehr, wenn Sie allein leben und Gefahr laufen, sich zu isolieren.

Eine Pensionierung hat Einfluss auf die Ehe oder Partnerschaft und stellt die Partner und Partnerinnen vor Fragen wie: Wer beteiligt sich jetzt wie im Haushalt? Was und wie viel wollen wir gemeinsam unternehmen? Wie viel Zeit braucht jede und jeder nach wie vor für sich? Was sind unsere Wünsche und Ziele für diesen Lebensabschnitt? Besprechen Sie solche Fragen immer wieder miteinander und bleiben Sie offen für Veränderungen.

Viele Menschen leben nach der Pensionierung noch viele Jahre in stabiler Gesundheit und in ihrer gewohnten Umgebung. Selbst wenn es noch keinen konkreten Anlass für einen Umzug gibt, setzen Sie sich frühzeitig mit dem Älterwerden und den damit einhergehenden veränderten Wohn- und Sicherheitsbedürfnissen auseinander. Vielleicht wollen Sie dereinst Ihren Haushalt verkleinern, weniger Gartenarbeit erledigen müssen oder mehr Gesellschaft haben. Auch einen möglichen zukünftigen Unterstützungsbedarf sollten Sie in diese Überlegungen einbeziehen.

Fordern Sie sich immer wieder selbst heraus. Wer sich viel und regelmässig bewegt sowie sozial und geistig aktiv bleibt, erhöht die Chance auf ein langes, gesundes Leben mit einer hohen Lebensqualität.

Informationen für Nahestehende

Rat und Hilfe

SafeZone.ch

Anonyme Online-Beratung zu Suchtfragen für Betroffene und Angehörige

www.safezone.ch

Suchtindex.ch

Adressen von Beratungs- und Unterstützungsangeboten in der Schweiz

www.suchtindex.ch

Sucht Schweiz

Av. Louis-Ruchonnet 14
1003 Lausanne

www.suchtschweiz.ch

Infodrog

Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht
031 376 04 01

www.infodrog.ch