Nahestehende: Verhaltenssüchte
Wann spricht man von einer Verhaltenssucht?
Eine Verhaltenssucht ist eine Suchterkrankung. Man spricht von einer Verhaltenssucht, wenn:
- eine Person die Kontrolle über das Verhalten verliert (die Person kann z.B. nicht auf die Tätigkeit verzichten oder kann sie nicht beenden oder unterbrechen);
- die Tätigkeit immer wichtiger wird – auch wichtiger als andere Bereiche des Lebens;
- die Tätigkeit fortgeführt wird – auch wenn Probleme auftreten.
Soziale Medien
Im Zusammenhang mit Sozialen Medien wird oftmals von einer Onlinesucht gesprochen. Eine Onlinesucht meint eine Abhängigkeit von digitalen Inhalten oder Anwendungen («Apps»). Dazu gehören zum Beispiel Soziale Medien (aber auch andere digitale Inhalte wie Pornoseiten, Online-Shopping oder Online-Games). Von Onlinesucht spricht man, wenn Personen ein unüberwindbares Verlangen nach der Nutzung haben, wenn die Nutzung übermässig und unkontrolliert ist, die Nichtnutzung zu Nervosität führt (Entzugserscheinungen) und wenn trotz negativer Folgen digitale Inhalte weiter genutzt werden. Bei betroffenen Personen ist z.B. das Handy immer präsent und kann auch nicht für kurze Zeit ausgeschaltet werden.
Geldspiel
Von Geldspielsucht spricht man, wenn Personen unkontrolliert spielen oder wetten, wenn bei ihnen Nervosität und ähnliche Entzugserscheinungen auftreten und wenn sie trotz negativer Folgen (Schulden, Probleme in Beruf und Beziehungen) weiterspielen/wetten.
Gamen
Bei einer Gamesucht kommt es zu einem übermässigen Spielen von Videospielen. Von einer Gamesucht ist die Rede, wenn das Spielverhalten von den Betroffenen nicht mehr kontrolliert werden kann und dies zu einem ausgeprägten Leidensdruck oder einer erheblichen Beeinträchtigung in wichtigen Funktionsbereichen führt (persönlich, familiär, sozial, schulisch, beruflich oder andere).
Kaufen
Von Kaufsucht spricht man, wenn sich die Gedanken ständig ums Kaufen drehen und man häufig und unkontrolliert einkauft – online oder in Läden. Meist entstehen dabei Schulden. Unmittelbar nach dem Kauf verspürt man zwar ein ausgeprägtes Belohnungsgefühl, später können aber Scham- oder Schuldgefühle aufkommen. Auch kann es sein, dass man es nicht schafft, weniger zu kaufen. Und wenn man versucht, weniger zu kaufen, wird man nervös oder empfindet andere Entzugserscheinungen wie z.B. Unruhe, Bauch- oder Kopfschmerzen.
Pornografie
Eine Pornosucht bedeutet, dass man sehr viel und unkontrolliert pornografische Inhalte konsumiert. Menschen mit einer Pornosucht tendieren dazu, immer extremere Inhalte zu konsumieren, da die bisherigen Videos nicht mehr den gleichen Reiz auslösen. In einem solchen Fall spricht man von einer Toleranzsteigerung. Oftmals suchen Betroffene auch sehr lange nach dem «perfekten» Video. Menschen mit einer Pornosucht verlieren oft die Freude an realem Sex.
Oftmals machen sich Nahestehende Vorwürfe wegen dem problematischen Verhalten oder der Verhaltenssucht der betroffenen Person. Es ist wichtig, sich immer wieder daran zu erinnern, dass man nicht für das Verhalten der Person verantwortlich ist.
Und: Sie können die betroffene Person zwar unterstützen und motivieren, schlussendlich muss aber die Person selbst Verantwortung übernehmen und entscheiden, welche Veränderung sie angehen möchte.
Weitere Informationen finden Sie in den Kapiteln Sich selbst nicht vergessen und Was kann ich tun?.