Alter und Sucht: Aktuell
Benzodiazepin-Verschreibungen bei älteren Menschen in der Schweiz
Das Zentrum für Allgemeinmedizin und öffentliche Gesundheit der Universität Lausanne (Unisanté) hat die Benzodiazepin-Verschreibungen bei älteren Menschen in der Schweiz untersucht. Hierzu wurden anonymisierte Daten der Krankenkassen Groupe Mutuel analysiert. Die Resultate der Studie zeigen: Der Anteil der älteren Erwachsenen mit mindestens einer Benzodiazepin-Verschreibung ist hoch. Jede fünfte über 65-jährige Person in der Schweiz hat im Jahr 2017 solche Medikamente eingenommen. Die Prävalenz steigt mit dem Alter an (65-69: 15,9 %; 70-74: 18,4 %; 75-80: 22,5 %; >80: 25,8 %) und ist höher bei Frauen (25,1 %) im Vergleich zu den Männern (14,6 %). 16 Prozent der Rentnerinnen und Rentner in der Schweiz konsumieren den Wirkstoff laut der Studie möglicherweise übermässig. Personen mit mindestens einer Benzodiazepin-Verschreibung haben laut der Studie eine höhere Wahrscheinlichkeit eines Krankenhausaufenthalts und verursachen höhere Gesundheitskosten.
In die Recherche einbezogen wurden rund 69 000 über 65-Jährige aus den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Freiburg, Genf, Jura, Tessin, Waadt und Wallis. Es wurden erhebliche Unterschiede in der Verschreibungsprävalenz zwischen den Kantonen beobachtet.
Benzodiazepine sollen nicht länger als über zwei bis vier Wochen eingenommen werden. Eine länger anhaltende Einnahme kann zu einer Abhängigkeit führen, das Unfall- und Sturzrisiko deutlich erhöhen, kognitive und motorische Einbussen nach sich ziehen und zu einer Affektverflachung führen. Die Schweizerische Fachgesellschaft für Geriatrie rät davon ab, bei älteren Erwachsenen Benzodiazepine oder andere sedativ-hypnotische Arzneien als Mittel der ersten Wahl gegen Schlaflosigkeit, Unruhezustände oder Verwirrtheit zu verwenden.